Foto-
Kiboko

Iran

Mit 16 Zylindern in die Berge

Iran, Tag 5: Von Yazd nach Mazou

Heute haben wir die Qual der Wahl. Entweder Kultur­programm in Yazd oder die viel­befahrene Haupt­strecke von Yazd nach Teheran. Kiboko ent­scheidet sich für die viel­befahrene Haupt­strecke. Die Kultur muss auf eine spätere Reise warten.

Ardekan - irgendwo im nirgendwo

Warten muss Kiboko auch auf Züge. Bei Ardekan hält der Bus an einer Unter­führung. Der Foto­punkt ist nicht gerade prickelnd. In ein- bis zwei Kilometer Ent­fernung sind ein paar Hügel an der Strecke. Die ver­sprechen einen besseren Foto­punkt. Kiboko geht aber kein Risiko ein und will keinen Zug ver­passen. Nach einer längeren Warte­zeit kommt die U30C 2007 mit einem Güter­zug aus der "falschen" Richtung.

U30C 2007 bei Ardekan
Bild 35: U30C 2007 bei Ardekan

Der erste Zug ist im Kasten. Kiboko eilt zum nächsten Fotostand­punkt auf den Hügel. Ein Zug wird nicht ver­passt. Aber es dauert auch nicht mehr lange. Zwei GT26CW, 7074 und 7012 einer privaten Eisen­bahn­gesellschaft, bringen einen schweren Eisen­erzzug zum Stahlwerk nach Isfahan.

Zwei GT26CW mit Erzzug bei Ardekan
Bild 36: Zwei GT26CW mit Erzzug bei Ardekan

Nachschuss auf denselben Zug von derselben Position.

Zwei GT26CW mit Erzzug bei Ardekan
Bild 37: Zwei GT26CW mit Erzzug bei Ardekan

Die Strecke wird bereits für das zweite Gleis vor­bereitet. Wegen Bau­arbeiten sind am ganzen Vor­mittag nur zwei Züge unter­wegs. Eine viel­befahrene Haupt­strecke stellt sich Kiboko etwas anders vor.

Karawanserei

Mangels Züge schauen wir uns eine alte Kara­wanserei in der Nähe der Bahn­strecke an. Früher war es ein Rast­hof für Kara­wanen. Die Mauern boten in der Nacht Schutz vor Ban­diten. Mensch und Tier wurden hier für die nächste Tages­etappe ver­sorgt. Heute rasten hier nur noch Blech­kamele.

Karawanserei in Ardekan
Bild 38: Karawanserei in Ardekan
Blechkamele in Karawanserei
Bild 39: Blechkamele in Karawanserei

Taghdiri Haus

In Ardekan steht ein historisches Taghdiri Haus eines reichen Händlers. Das An­wesen ist von schäbigen Lehm­wänden umgeben. Von außen soll man nicht auf den Reich­tum im Inneren schließen. Der Innen­hof mit einem kleinen "Pool" ist von Gebäuden umgeben, die je nach Jahres­zeit genutzt werden.

Taghdiri Haus in Ardekan
Bild 40: Taghdiri Haus in Ardekan

Fenster und Türen sind dabei immer in un­gerader Anzahl aus­geführt. Die guten Geister fliegen immer zentral. Bei einer un­geraden An­zahl können sie durch offenen Fenster und Türen ein­schweben. Bei einer geraden An­zahl würden sie gegen den Mittel­pfeiler prallen. Aua!

Fenster und Türen im Taghdiri Haus
Bild 41: Fenster und Türen im Taghdiri Haus

Scheiß Schlapphut!

Nachmittags nehmen wir einen Schnell­trieb­wagen nach Mohamma­dieh bei Ghom. Am Bahnhof wartet bereits eine Familie auf den Zug. Die Frauen sind mit schwarzen Stoff ver­hüllt. Dazu ein Berg mit Taschen und Koffern. Als Zugabe ein auf­gerollter Teppich. Mit dem ein­fahrenden Zug ist es das Foto­motiv der Reise. Die Foto­reise­gruppe baut sich auf und rangelt um die beste Position wie bei einer Presse­konferenz. Der Zug fährt ein. Die Familie im Vorder­grund. Alles perfekt. Genau zum Auslöse­punkt springt ein Iranischer Schlapp­hut mitten ins Bild. Er zückt sein Handy, um die foto­grafierende Foto­reise­gruppe zu knipsen.

Kibokos Gemütslage hat Herbert Grönemeyer in einen Lied­text be­schrieben:
Meine Faust will unbedingt in sein Gesicht und darf nicht.
Von Verlegenheit überhaupt keine Spur.
Er ist nun mal eine Frohnatur.
Er grinst nur.

Fahrt im Schnelltriebwagen

Stinksauer besteigt Kiboko den Schnelltrieb­wagen. Der Trieb­wagen 101 ist vom Typ DH4-1 "Paradise". Er wurde 2004 von Siemens in Österreich gebaut. Damit sausen wir mit para­diesischen 160 km/h durch die Wüste bis nach Mohamma­dieh in der Nähe von Ghom. Gleich­zeitig brettert unser Bus mit dem Gepäck weniger para­diesisch über die Auto­bahn. Im fol­genden Bild fährt der Schnell­trieb­wagen aus Mohamma­dieh aus. Das Trei­ben auf dem Bahn­steig, kann mit der ver­passten Szene nicht mit­halten.

Schnelltriebwagen in Mohammadieh
Bild 42: Schnelltriebwagen in Mohammadieh

Busfahrt mit Hindernissen

Der Bus soll uns dann nach zum Bahnhof von Ghom bringen, um den Nacht­zug nach Süden zu erreichen. Der Bus kommt nicht. Bei Ghom gibt es einen neuen Check­point. Für diesen Check­point hat unser Bus keine Genehmigung. Ohne Passier­schein gibt es keine Durch­fahrt. Unser Busfahrer kennt ein paar Schleichwege. Auf Ab­wegen erreicht er dann doch unseren kleinen Bahn­hof mit großer Ver­spätung. Dann geht es Richtung Ghom. Unser Bus hat immer noch keine Ge­nehmigung. Außer­dem hat der Bus­fahrer die Lenk­zeiten über­schritten. Jetzt sind wir am Bus­bahnhof von Ghom ge­strandet. Wir chartern einen Stadt­bus, der uns durch die Stadt zum Bahn­hof bringen soll. Als der Ersatz­bus endlich ein­trifft, ist es zu spät. Unseren Zug können wir nicht mehr er­reichen. Der ist bereits ab­gefahren.

Was nun?

Iranische Lösung

Auch im Iran gibt es für jedes Problem eine Lösung. Der nächste Reise­bus wird an­gehalten. Die Reisenden - eine große Gruppe sehr betagter Damen - wird zum Aus­steigen auf­gefordert. Der Gepäck­raum - voll mit Roll­stühlen und Rollatoren - wird in Winde­seile geräumt. Dir alten Damen dürfen jetzt die Reise im un­bequemen Stadt­bus fort­setzen. Wir entern den Bus. Kiboko hat dabei ein sehr schlechtes Gewissen.

Hupe geht

Unser Zug muss bis Arak, der nächsten großen Stadt, ein­geholt werden. Der neue Bus­fahrer lässt die Zügel locker. Die Pferdchen laufen. Der Motor dröhnt. Die Fanfare posaunt in unglaublicher Laut­stärke. Kreis­verkehre, Stopp­schilder und rote Ampeln gelten nicht für unseren Bus. Sie werden einfach weg­gehupt.

HOOOONK, HOOOONK, HOOOONK, HOOOONK,
HOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOONNNNK


Kiboko ist taub, als der Bahnhof von Arak erreicht wird. Die Abfahrtszeit des Zuges ist bereits vorbei. Aber der Zug hat auf uns gewartet.

Schlaflos durch die Nacht

Das Schlafwagenabteil von Kiboko ist exakt über dem Dreh­gestell. Kiboko spürt jeden Schienen­stoß im Kreuz Bei jeder Weiche gib es einen schweren Schlag. An Schlaf ist nicht zu denken, während der Zug nach Süden rumpelt. Es geht schlaf­los durch die Nacht.