Tag 4-6: Polarlichter über Snarbyeidet
Am Vormittag haben wir uns schon die Passhöhe zwischen Snarby und Oldervik angeschaut. Die Polarlichter machen gerade Pause. Wir nutzen die Chance und fahren die kurze Strecke in die Berge nach Snarbyeidet.
Snarbyeidet
In Snarbyeidet gibt es keine Häuser und keine künstliche Beleuchtung. Nur der Vollmond und die Sterne beleuchten die Berge. Annette und Thorsten warten schon auf die Polarlichter. Später ist die Innenbeleuchtung im Auto aus.

Kiboko beobachtet den Himmel und schaut Richtung Oldervik. Der Ort ist im Tal versteckt. Nur die Lichter vom Jægervatnet auf der gegenüberliegenden Seite des Ullsfjords leuchten in weiter Ferne. Dann erscheint ein grüner Streifen am Himmel. Der Streifen wird intensiver und teilt sich. Daraus wird ein Fächer, der über eine Bergspitze auftaucht. Die Polarlichter wandern schnell über den Himmel. Der Berg scheint als Vulkan grüne Lava auszuwerfen.

Walküren
Der Himmel scheint zu brennen. Das hat schon früher die Menschen zutiefst beeindruckt. Die Wikinger glaubten, dass Walküren über den Himmel reiten. Nach einer Schlacht bringen die Walküren die heldenhaftesten Kämpfer an Odins Tafel, um dort zu speisen. Das Mondlicht spiegelt sich in ihren blanken Rüstungen. Das erzeugt die bunten Farben am Himmel.
Etwas Physik
Die Sonnenwindpartikel treffen in rund 100km höher auf Sauerstoffatome in der Atmosphäre. Beim Aufprall verlieren die Sauerstoffatome ein Elektron in den kernnahmen Bahn. Ein Elektron aus einer entfernteren Bahn um den Atomkern nimmt die Position ein. Dabei wird Energie in Form eines Lichtquants mit einer Wellenlänge von 557,7nm abgegeben. Es entsteht grünes Licht.
Bei geringer Sonnenwindenergie dringen die Partikel nicht so tief in die Erde ein. Hier sind nur wenige Sauerstoffatome. Es entsteht auch rotes Licht mit einer Wellenlänge von 630,3 bzw. 636,3nm. In ca. 200km Höhe ist die "Luft" dünner und die Dichte der Sauerstoffatome geringer. Hochenergetische Polarlichtbänder haben am oberen Ende oft einen schwachen rötlichen Schweif.
Hochenergetische Sonnenwindpartikel können tiefer in die Erdatmosphäre eindringen. Die haben auch ausreichend Energie um bei der Kollision mit Stickstoffatomen ein Elektron herauszuschießen. Das Stickstoffatom sendet dann violettes bis blaues Licht (427,8nm und 391,4nm). Das erzeugt den violetten Saum an der Unterkante vom Polarlichtband.
Es wird bunt
Die grünen Lichter werden immer intensiver. Der linke Streifen wird immer heller. Das Streifen wird gelblich und bekommt einen rotvioletten Saum.

Das Polarlicht wandert schnell weiter. Die Energie nimmt zu. Die Streifen werden deutlich heller. Die Partikel von der Sonnen dringen tiefer in die Erdatmosphäre ein. Das regt auch die Stickstoffatome zum Leuchten an. Die Unterseite der Polarlichter wird gelb mit einen rötlich-violetten Abschluss.
Kiboko ist beeindruckt. Der Mund bleibt offen stehen. Die Augen blicken magisch auf die Walküren, die über den Himmel reiten. Kiboko vergisst fast das Fotografieren.

Das Polarlicht bewegt sich so schnell, dass es schon bei zwei Sekunden Belichtungszeit verwischt ist.

Kiboko muss die Augen überall haben. Plötzlich taucht das Polarlicht im Rücken auf. Kiboko muss sich schnell umdrehen und die Kamera neu justieren. Kiboko steht mitten auf der Straße. Der Vordergrund ist nicht so prickelnd. Kiboko versucht die Straße mit in das Motiv zu integrieren.
Das Polarlicht wandert in mehrere Streifen über den Himmel. Es bilden sich Schleifen und Kreise. Wie gebannt verfolgt Kiboko das Schauspiel.

Dann erscheinen wieder ein paar hochenergetische Bänder mit rotviolettem Saum.

Kiboko ist sprachlos von diesem grandiosen Erlebnis. Dann wird das Polarlicht wieder schwächer. Es verschwindet ganz. Wir wagen einen Standortwechsel.