Tag 9-9: Drama am Luangwa bei Nacht
Auf der abendlichen Nachtpirschfahrt hat Kiboko die Quelle mit dem Büffel noch einmal besucht. Der Büffel ist inzwischen tot. Der Kopf ist im Morast eingesunken. Die Hörner ragen noch heraus. Der Büffel wird von einem anderen Fahrzeug aus angestrahlt.
D700, 200-400/4.0, 400mm, f/4.0, ISO 6400, 1/20s, aufgestützt
Nächtliche Aktivitäten
Die Hyänen sind immer noch da.
Auch die Hyäne wird von einem anderen Fahrzeug aus angestrahlt.
D700, 200-400/4.0, 400mm, f/4.0, ISO 6400, 1/50s, aufgestützt
Das Fressen der Innereien geht weiter. Die Hyänen haben am Vortag im näheren Umkreis an zwei Elefantenkadavern gefressen. Sie sind bereits satt. Deshalb haben sie sich nur die "Rosinen" aus den Büffel rausgepickt.
Das Sozialverhalten der Hyänen ist auch beeindruckend. Mehrere Hyänen sind erregt. Sie lecken sich gegenseitig die Geschlechtsteile. Kiboko ist aber nicht sicher, ob es sich hier um zwei Männchen oder Weibchen handelt. Weibliche Tüpfelhyänen haben einen "Pseudo-Penis". Sie sind so von Männchen nicht zu unterscheiden.
Am Tag danach
Am nächsten Tag hat Kiboko den Ort noch einmal kurz besucht. Der Büffel ist völlig mit Schlamm überzogen. Weder Hyänen noch Geier haben sich dafür interessiert. In einer Entfernung hat eine Löwin die Szene beobachtet. Aber auch die hatte keinen Appetit auf Gammelfleisch in Matschsoße.
Zwei Tage später
Durch die Hitze der letzten Tage ist der Sumpf weiter ausgetrocknet. Der Büffelkadaver liegt jetzt auf dem Trockenen. Ein einsamer Kappengeier ist am Büffelkadaver. Er sucht nach einem Zugang zum Gammelfleisch.
Zahlreiche Fliegen haben den Büffelkadaver ebenfalls gefunden. Bei Tagestemperaturen von rund 40°C entwickelt sich ein gewisser Geruch. Kiboko hält es hier nicht länger aus.
Bald wird vom Büffel nicht mehr übrig bleiben, als von seinem Vorgänger.
Nachbetrachtung
Mittags und abends haben Guides, Touristen, Angestellte, Lodgebesitzer und Kiboko lange in der Lodge über das Geschehen diskutiert. Soll der Mensch eingreifen oder nicht?
Wir hatten keine Möglichkeit einzugreifen. Die Hyänen waren bereits vor Ort. Es gab keine Möglichkeit den Büffel aus dem Schlamm zu ziehen. Die Guides sind unbewaffnet. Waffen dürfen nur die Ranger tragen. Es wäre möglich gewesen die Ranger über Funk/Handy zu alarmieren. Aber die Fahrzeit zum nächsten Gate beträgt über eine Stunde. In den Nationalparks darf nicht in die Natur eingegriffen werden.
Die Hyänen sind an Autos (und Menschen in Autos) gewöhnt. Sie haben sich nicht von uns stören lassen. Sie haben uns vollkommen ignoriert.
Hyänen sind keine Bestien
Auch wenn in dieser Reportage der Anschein erweckt wird, dass Hyänen blutrünstige Bestien sind, tut man diesen Tieren damit Unrecht.
Tüpfelhyänen sind hervorragende Jäger. Sie jagen überwiegend nachts. Dadurch bleibt es Fotografen und Safari-Touristen verborgen. Die Jagd erfolgt in der Regel auf alte, kranke und schwache Tiere. Damit kann ein krankes Tier aus einer Herde entfernt werden, bevor es andere Tiere anstecken kann. Auch Tiere, die durch eine genetische Mutation benachteiligt sind (nicht so schnell laufen, hoch springen, oder farblich abweichen) werden bevorzugt gejagt. Damit schützen die Raubtiere auch in einer gewissen Weise den Bestand der Beutetiere.
Hyänen haben eine wichtige Funktion in der Natur. Es hat sich in vielen Jahrtausenden ein Gleichgewicht zwischen den Arten eingestellt. Jede Art hat ihren Platz und ihre Funktion.
Alle Raubtiere sind Opportunisten. Bietet sich die Gelegenheit mit geringem Risiko an Beute zu kommen, dann wird die Chance genutzt.
Distanz
Die Distanz war so ca. 20m. Die Quelle und der Schlamm haben eine Annäherung verhindert. Wir sind auf dem Weg geblieben. Im South Luangwa darf man die "Straßen" nicht verlassen. Jedoch gibt es für "High Value Targets" einen Toleranzbereich. Das wäre hier gegeben.
Fotografisch macht es keinen Sinn ganz dicht heranzufahren. Die Pritsche vom Pickup ist dafür zu hoch. Bei geringerem Abstand wird die Perspektive schlechter.
Konzentration gegen Emotion
Beim Fotografieren hat Kiboko versucht, die Emotionen auszublenden. Das hört sich leichter an, als es tatsächlich ist. Es passiert sehr viel gleichzeitig. Das fordert ständige Konzentration.
Die Hyänen haben Clan-Strukturen. Die in der Hirarchie höher gestellten Tiere verjagen die Schwächeren vom Freßplatz. Die Geier lauern auf ihre Chance. Kaum sind die Hyänen weg, machen sich die Geier über den Büffel her. Dann kommen wieder die Hyänen und verscheuchen die Geier.
Kiboko kann gar nicht alles gleichzeitig fotografieren. Kiboko versucht sich auf einzelne Szenen zu konzentrieren. Dabei wird eine Weile nur ein einziges Tier (z.B. Geier) beobachtet. Dabei werden andere Fotomotive leider oft verpasst.
Durch den Einsatz von drei Knipskisten ist es möglich, relativ schnell auf neue Situationen zu reagieren. Zwischendurch werden Objektive getauscht oder Telekonverter eingeschraubt. In ca. 1,5h hat Kiboko über 1000-mal die Kameras ausgelöst. Da bleibt wenig Zeit zum Nachdenken.
Aber jedes Mal, wenn Kiboko die Bilder betrachtet, ist er immer noch vom Geschehen berührt. Das sind Momente, die Kiboko nie wieder vergessen wird.
Das MUUUUUHHH hat Kiboko auch noch 9 Jahre später in den Ohren.
Technik
Kiboko hat folgendes Fotogeraffel verwendet:
- D200 mit 24-70
- D700 mit 200-400
- D300 mit 500 + TC14
Zwischendurch wurde auch das 70-200, 10-20 und der TC17 eingesetzt. Einige Bilder sind stark beschnitten.
Damit möchte Kiboko diese traurige Reportage abschließen. Weiter geht es mit der Fotoreportage Sambia - Kafue & South Luangwa.