Bangladesch Tag 11-1: Chittagong Abwrackwerft
Am 11. Reisetag ist der zweite Höhepunkt der Reise. Wir besuchen die Abwrackwerften in Chittagong.
Geschichte
In den 1960er Jahren ist ein Schiff nahe Chittagong im Sturm gestrandet. Die Fischer haben das Schiff in den Folgejahren zerlegt. Der Stahl wurde verkauft. Daraus ist eine Industrie entstanden. Heute leben ungefähr 3 Millionen Menschen direkt oder indirekt von der Verschrottung von Schiffen. 30-40% der jährlich ausgemusterten Schiffe werden in Chittagong verschrottet. Der Film Eisenfresser von Shaheen Dill-Riaz hat die Werften bekannt gemacht. Weitere Abwrackwerften sind in Indien und an der Elfenbeinküste.
Kein Eintritt
Durch den Film und Fotoreportagen von Profifotografen wurde teilweise sehr negativ berichtet. Die Werften sind jetzt auf Besucher sehr negativ eingestellt. Das Geschäft ist lukrativ. An Eintrittsgelder von Touristen besteht kein Interesse. Man möchte sich nicht in die Karten schauen lassen. Die Werften sind eingezäunt und durch Sicherheitspersonal geschützt. Kiboko kann nicht durch den Zaun kriechen.
Sesam öffne Dich
Unser Reiseveranstalter hat Beziehungen. Er kennt Mittelsmänner. Über dunkle Kanäle und mit Under-Table-Fees kommen wir voran. Ein paar Buddel Schnaps im trockenen Bangladesch sind der Türöffner. Wir sollen keine Stative und nur kleine Kameras einsetzen Wir sind Hobbyfotografen und sollen nicht mit Profis verwechselt werden.
Am Eingang bekommt Kiboko einen weißen Helm und einen Mundschutz. Mit dieser perfekten Sicherheitsausstattung darf Kiboko die Werft betreten. Die Werft macht einen aufgeräumten Eindruck. Schrottberge aus sorgfältig gestapelten Platten und Trägern säumen die breiten Wege. Bagger mit Elektromagneten haben den Stahl fest im Griff.
Strandgut
Der Strand zieht Kiboko magisch an. Es ist Ebbe. Mehrere Schiffe liegen auf dem Trockenen. Kiboko kann die unterschiedlichen Stadien der Zerlegung betrachten.
Am Strand liegt ein großes aufgeschnittenes Schiff. Viele Decks sehen wie die Etagen eines Hochhauses im Rohbau aus. In Schiffsname oder eine IMO Nummer ist nicht zu erkennen. Kiboko tippt auf einen Autofrachter, also ein schwimmendes Parkhaus. Nach viel Recherchearbeit kommt Kiboko der Identität des Schiffswracks auf dem Grund.
Ocean Shearer
Am 17. Mai 2012, für Chittagong ist das eine sehr lange Zeit, wurde die Ocean Shearer (IMO 7810935) auf dem Strand geparkt. Statt Autos wurde auf dem Schiff Vieh transportiert. Das Schiff führte Namen: Stella Deneb, Deneb Prima, Rodolfo Mata, Ming Universe, Med Genova. Anscheinend wurde das Schiff mit spitzen Fingern oft herumgereicht. Auch die Abwrackwerften reißen sich nicht um die Arbeit. Tiertransporter gelten als stark verschmutzt. Die Schrottpreise sind entsprechend schlecht. Gebaut wurde das 213m lang und 32m breite Schiff 1980 bei CSBC in Kaosiung, Taiwan. Das Ladegewicht betrug 23263 Tonnen. Das passten viele Schafe drauf.
Keine Kinderarbeit
Auf der Vorzeigewerft wird besonderen Wert darauf gelegt, dass hier keine Kinder arbeiten. Ein Schild soll das unterstreichen. Ein weiteres Schild mit kleiner Schrift hat die Sicherheitsstandards hervorgehoben.