Mauretanien, Tag 4-1: Aïsha
Ein neuer Tag in der Wüste. Die Sonne knipst das Licht an. Hinter dem Ben Amira steigt sie voller Schaffenskraft in den Himmel. Kiboko ist auch schon voller Schaffenskraft. Die Nacht auf dem Beifahrersitz im Geländewagen war viel angenehmer als im Zelt.
Wir packen unsere sieben Sachen auf die Blechkamele. Wir wollen die tiefstehende Morgensonne nutzen.
Aïsha
Nicht weit vom Ben Amira ist ein weiterer Monolith. Es ist Aïsha. Von den glatten Felswänden sind große Brocken abgebrochen. Sie bilden einen Schuttring rund um den Berg.
Auf der Westseite hat der Berg eine etwa 30m lange senkrechte Spalte. Damit ist dieser Berg eindeutig weiblich. Leider hat Kiboko beim Besuch noch nicht von diesem speziellen Merkmal gewusst. Kiboko hat den Berg nur von Südosten fotografiert. Die Westseite wäre morgens im Gegenlicht gewesen.
Legende
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da heiratete Ben Amira seine Geliebte Aïsha. Sie bekamen zwei Söhne. Die glückliche Familie lebte im Garten Eden. Sie hatten sogar ein Dienstmädchen. Eines Tages kam eine lange Trockenzeit. Sie hatten nichts mehr zu essen. Um für seine Familie Geld zu verdienen, nahm Ben Amira seine beiden Söhne und zog in den Süden von Mauretanien. Er blieb sehr lange dort.
Als Ben Amira zurückkam hatte Aïsha einen Geliebten mit dem Namen Veleklek. Ben Amira war sehr wütend. Beide kämpften um Aïsha. Ben Amira gab Veleklek einen gewaltigen Kopfstoß. Veleklek flog über 50 Km nach Norden. Seit dem hat Ben Amira eine Delle am Kopf (siehe Bild 139).
Ben Amira war sehr traurig. Er nahm seine beiden Söhne und zog 7km von Aïsha weg. Viele Jahre der Trennung sind vergangen. Sie sehen sich täglich aus der Ferne. Ein Zusammenkommen ist momentan nicht möglich. Die Distanz von 7km bedeutet, dass sie geschieden sind. Ben Aïsha hofft auf die erdgeschichtliche Zusammenführung. Bis zu diesem Tag lebt Aïsha mit ihrem Dienstmädchen und Ben Amira mit seinen beiden Söhnen nebeneinander.
Kunst in der Wüste
Im Jahr 1999 war hier ein Bildhauersymposium. Eine Künstlergruppe hat sich an den heruntergerollten Felsbrocken ausgetobt. Felsen wurden angeritzt, graviert, umgeformt, durchlöchert oder mit Metallinstallationen verziert. Kiboko hat sich mit der Kamera ausgetobt. Die Bilder zeigen nur eine kleine Auswahl der Kunstwerke.
Aïsha hat einen Vogel
Viel spannender als die Kunstwerke sind für Kiboko die Vögel. Die kleinen Vögel sind sehr scheu. Das kleine 70-200 mit TC17 hat leider zu wenig Reichweite. Kiboko pirscht sich ganz langsam an. Kiboko versteckt sich hinter einen Felsen und legt sich auf die Lauer. Einen kurzen Augenblick ist der Vogel unaufmerksam. Schon ist der Sahara Steinschmätzer (White-crowned Black Wheatear) auf dem Sensor.