Spitzbergen Tag 7-1: Liefdefjord
Kiboko ist schon vor dem Frühstück auf dem Deck. Die Plancius den Woodfjord erreicht. Der Woodfjord führt nach Süden und ist ungefähr 60km lang. Auf der Westseite hat der Fjord einen 30km langen Seitenfjord. Das ist der Liefdefjord, der Liebesfjord. Die Plancius wird rechts in den Liefdefjord abbiegen.
Das Wetter hat heute wieder volles Programm. Es gibt alles vom strahlenden Sonnenschein bis dicke dunkelgraue Wolken. Weltuntergangstimmung und blauer Himmel wechseln im Minutentakt. Die wechselnden Lichtstimmungen sind einfach unglaublich.
Reinsdyrflya
Bei der Einfahrt in den Liefdefjord passiert die Plancius auf der rechten Seite die Reinsdyrflya. Es ist ein flacher Küstenabschnitt. Hier ist es etwas milder. Es wächst etwas Gras. Hier können die namensgebenden Rentiere und auch Eisbären gesichtet werden. Alle verfügbaren Augen, Ferngläser und Teleobjektive sind auf die Küste gerichtet. Aber die Eisbären haben heute ihren freien Tag. Die Rentiere sind auch nicht da.
Auf einer großen Eisscholle ruht sich eine Sattelrobbe aus. Die ist weit weg. Trotzdem landet sie auf der Speicherkarte.
Eisbäralarm!
Zwischen den gestrandeten Eisschollen ist ein cremefarbener Punkt im weißen Eis. Der Punkt bewegt sich! Es ist ein Eisbär! Dieser ist nicht aus Blech, nicht aus Stein und auch nicht ausgestopft. Es ist ein echter, lebender Eisbär. Vor lauter Begeisterung ballert Kiboko die Speicherkarte voll, obwohl es nur ein Suchbild ist.
Alle Passagiere wollen jetzt nur noch in die Zodiacs. Sie wollen ganz nah an den Eisbären. Hier ist leider keine Anlandung möglich.
Andøyane
Innerhalb des Liefdefjord liegt eine kleine Inselgruppe. Das sind die Enteninseln (Andøyane). Ein kleines Segelschiff hat unseren Ankerplatz gekapert. An einem Platz dürfen nicht zwei Schiffe sein.
Kaptiän Nazarov gibt so schnell nicht auf. In Schleichfahrt manövriert er die Plancius ganz vorsichtig zwischen die Enteninseln. Viel Wasser ist nicht mehr unterm Kiel. Weiter kann das große Schiff nicht fahren. An einem lauschigen Plätzchen geht die Plancius vor Anker. Alle zehn Zodiacs werden zu Wasser gelassen.
Kiboko springt in die wasserdichte Hose und in die Gummistiefel. Wenig später springt Kiboko ins knallschwarze Gummiboot. Kiboko hat großes Glück und erwischt das Zodiac vom Expeditionsleiters Kelvin Murray. Kiboko sitzt im führenden Boot! Die zehn Zodiacs teilen sich in zwei Gruppen auf. Das erhöht die Chancen auf Eisbärsichtungen.
Eisbär
Da ist ein Eisbär!
Voller Kraft voraus!
Die Zodiacs sausen im Riesenslalom um die Eisschollen und Minieisberge.
Noch sind die Schlauchboot weit weg.
Auf dem Bild ist der Eisbär etwa mittig über den Felsen. Ob der Eisbär auf Kiboko wartet?
Der Außenborder gibt vollen Schub. Das Wasser spritzt. Kiboko hält sich mit steifen Fingern mit einer Hand am Bootsrand fest. Mit der anderen Hand umklammert Kiboko die Knipse mit dem Teleobjektiv. Das Schlauchboot kann sich immer weiter nähern.
Der Eisbär hat heute Wandertag. Er trottet langsam an der Küste entlang.
Der Eisbär erklimmt einen kleinen Hügel. Dann dreht er sich nochmal um. Er hat kein großes Intresse an Nilpferd im Gummiboot. Der Eisbär verschwindet hinter dem Hügel der Insel.
Die höchste Erhebung der Enteninseln ist 23m hoch. Das reicht für ein Eisbärversteck.
Wow, was für ein Erlebnis. Kiboko ist glücklich. Eine große Raubmöwe (Great Skua) fliegt als Zugabe vorbei.