Mauretanien, Tag 3-1: Camp KM 128
Der Sturm hat sich gelegt. Der neue Tag bricht an. Die Nacht war grauenvoll. Rückwärts krabbelt Kiboko aus dem Zelt. Die Lendenwirbel werden vorsichtig wieder in die richtige Reihenfolge gebracht. Es knackt und knirscht. Dabei rieselt Sand aus Haaren und Ohren. Zelten ist nix mehr für Kiboko. Die folgenden Nächte wird Kiboko im Auto schlafen.
Während die Reisegruppe noch an der Frühstückstafel sitzt, haben fleißige Hände der Crew die Zelte abgebaut und die Autos beladen.
Spuren im Sand
Kiboko nutzt die Gelegenheit für ein paar Fotos. Das Sandmännchen hat viel Sand am vorigen Abend verteilt. Der liegt jetzt in der Wüste rum. Der Wind hat Kunstwerke aus kleinen Wellen geschaffen. Die tiefstehende Morgensonne wirft Schatten in die Wellentäler. Aber der Sand ist nicht unberührt. Spuren führen kreuz und quer über den Sand. Wer ist über das Kunstwerk gelaufen?
Der Kunstschänder ist schnell gefunden. Ein großer schwarzer Käfer, nennen wir ihn Karl, krabbelt über den Sand. Er ist flink und ausdauernd, wie sein großer Kumpel aus Wolfsburg. Er läuft und läuft und läuft. Dank innovativen Sechsbeinantrieb kommt er auch im losen Sand gut voran.
Die Karawane zieht weiter
Dann sitzen wir auf. Die modernen Wüstenkamele machen sich wieder auf den Weg. Mit hoher Geschwindigkeit jagen sie wieder an den Bahnschienen entlang. Die Landschaft ist eintönig. Ein Baum ist hier ein landschaftlicher Höhepunkt.
Vor unserer Ankunft muss es geregnet haben. Einzelne Grasbüsche sprießen aus dem Wüstensand. Die Wüste hat einen grünen Schimmer. Das freut die Ziegenherden.
KM 150
Inzwischen ist es kurz nach 9 Uhr. Bei Streckenkilometer 150 kommt ein beladener Erzzug entgegen. Die Karawane legt einen abrupten Halt ein. Drei Lokomotiven, CC113, CC104 und CC105 vom Typ SDL40-2, ziehen über 180 voll beladene Erzwagen durch die Wüste.
Ein Erzwagen fasst rund 80t Eisenerz. Bei rund 20t Fahrzeugmasse beträgt die Achslast 25t. Wagen um Wagen rattert an Kiboko vorbei.
Fünf Minuten später entschwindet der Zug in den unendlichen Weiten der Sahara. Am Ende sind noch ein paar leere Kesselwagen eingestellt. Ein Erzwagen darf heute einen leichten Container transportieren und muss kein Erz buckeln.
Der Zug fährt nach Nouadhibou. Wir können ihn nicht verfolgen. Wir müssen in die Gegenrichtung. Es sind noch viele 100km bis zur nächsten Tankstelle. Für Zugverfolgungen in die Gegenrichtung reicht der Treibstoff nicht.